Austin Chau, Google Developer Programs
Mai 2008
Sie haben wahrscheinlich schon von den „20‑Prozent-Projekten“ für Google-Entwickler gehört, bei denen sie 20 % ihrer Zeit für innovative Projekte ihrer Wahl aufwenden können. Eines dieser Projekte ist nicht nur elegant und kreativ, sondern auch umweltfreundlich. Aaron Spangler, Google-Entwickler im Google-Büro in Seattle, hat oft darüber nachgedacht, wie der Papierverbrauch in Google-Büros reduziert werden kann. Die Idee kam ihm, als er sah, wie viel Papier an Konferenzraumtüren verwendet wird, um Reservierungspläne für Räume anzuzeigen. Konferenzräume bei Google werden in Google Kalender verwaltet. Google-Mitarbeiter können Räume über die Google Kalender-Oberfläche reservieren. Zimmerreservierungen werden auf Papier ausgedruckt und jeden Morgen an die Türen der Konferenzräume gehängt.
Aaron dachte sich: „Wenn es doch nur ein kostengünstiges Gerät gäbe, auf dem die Raumreservierungen angezeigt werden könnten, dann könnten wir uns das ganze Papier sparen …“
Das war die Geburtsstunde des Radish-Projekts.
Ziel von Radish ist es, diesen manuellen Prozess durch ein tragbares Gerät zu ersetzen, das geplante Termine für Konferenzräume drahtlos abrufen und anzeigen kann. Für Google würde das eine Einsparung von etwa sechs Packungen Papier pro Tag bedeuten, ganz zu schweigen von den Druckerressourcen und der manuellen Arbeit, die erforderlich ist, um die Papierpläne an die Konferenzraumtüren zu liefern. Aaron hat außerdem festgestellt, dass etwa 20–30% aller Reservierungen im Laufe des Tages geändert werden. Daher werden mit Radish auch die statischen Informationen eines Papierdisplays durch Echtzeitdaten ersetzt.
Radish ist ein funktionierender Prototyp, der von Grund auf neu entwickelt und mit generischen, handelsüblichen Hardwarekomponenten zusammengebaut wurde. Die benutzerdefinierte Firmware wurde in C und Assemblersprache geschrieben.
Die CPU des Radish-Board-Prototyps ist so programmiert, dass sie den Stromverbrauch verwaltet und Daten überträgt und anzeigt. Das Display des Radish ist ein spezielles LCD-Display, das das heruntergeladene Bild ohne Stromverbrauch anzeigt.
Der Radish ist mit Funksendern ausgestattet, die das IEEE 802.15.4-Protokoll verwenden, um Daten kabellos zu senden und zu empfangen. IEEE 802.15.4 ist ideal für die allgegenwärtige Kommunikation zwischen Geräten in einem Wireless Personal Area Network, da es auf kostengünstige und langsame Kommunikation ausgerichtet ist. Aus diesem Grund ist IEEE 802.15.4 viel energieeffizienter (etwa 1 mW pro Funkgerät) als herkömmliches WLAN.
Radish verwendet die Funksender, um Daten von einem externen Server zu empfangen und zu senden. Dieser benutzerdefinierte Server ruft die Termin-Daten für einen Konferenzraum über die Google Calendar Data API ab. Mithilfe der Google Calendar Data API kann der Server Termindaten mit Google Kalender synchronisieren. Die Ereignisdaten werden dann in ein Bild umgewandelt, das speziell für das LCD-Display zugeschnitten ist. Die MAC-Adresse des Funkempfängers eines Radish wird als eindeutige Kennung für den Raum verwendet, den er repräsentiert.
Alle elektronischen Komponenten wurden nach einem wichtigen Kriterium ausgewählt: Sie müssen der RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances) entsprechen, die die Verwendung gefährlicher Stoffe (hauptsächlich Blei) in elektronischen Geräten einschränkt. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt in Bezug auf die Umwelt war die Stromversorgung des Radish, insbesondere die Frage, wie der Radish rund um die Uhr effizient und sauber mit Strom versorgt werden kann. Die Radish-Teammitglieder Aaron und Matthew Wilson haben bewusst darauf verzichtet, das Gerät mit Batterien zu betreiben. Stattdessen wollten sie natürliche, CO₂-freie Energie nutzen.
Nachdem das Team verschiedene Energiequellen untersucht hatte, entschied es sich für Solarenergie. Am Radish-Board ist ein Solarmodul angebracht, das Sonnenenergie sammelt und speichert. Das Solarpanel des Radish kann jede Lichtquelle nutzen, auch normale Bürobeleuchtung. Daher ist es vielleicht besser zu sagen, dass das Radish durch Umgebungsenergie betrieben wird.
Der Radish befindet sich normalerweise in einem Schlafmodus mit extrem niedrigem Stromverbrauch. Das cholesterische LCD kann den endgültigen Bildstatus auch im Ruhemodus beibehalten. In diesem Modus verbringt Radish die meiste Zeit und wacht nur regelmäßig auf, um den Server nach Updates zu pingen. Die Lücke zwischen Schlafen und Aufwachen wird algorithmisch bestimmt, je nachdem, wie viel Energie derzeit gespeichert ist. Dank des ausgeklügelten Algorithmus zur Energieverwaltung ist der Radish äußerst energieeffizient. Ein vollständig aufgeladenes Radish kann 3–4 Tage lang ununterbrochen laufen und liefert garantiert mindestens ein tägliches Update, auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
Derzeit ist geplant, die Geräte in einigen Google-Büros zu testen. Langfristig sollen alle Google-Konferenzräume mit Radishes ausgestattet werden – ein weiterer Schritt auf dem Weg zum papierlosen Büro.
![]() |
![]() |